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Achtsamkeit

Mit leeren Händen

  • Dauer: ca. 60 Minuten
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Material:

    – Anleitung zum Ratespiel „Bei den Delayosas“ (Download auf miniboerse-online.de)

    – 5 DIN-A6-Zettel pro Teilnehmer

    – Stifte

    – Plakat

    – Filzstift

Was Flüchtlinge durchmachen, bis sie bei uns ankommen

Wir können nur schwer nachvollziehen, was die Flüchtlinge erlitten haben, die deutschen Boden betreten. Dieser Gruppenstundenvorschlag soll deinen Minis helfen, sich in Flüchtlinge hineinzuversetzen, um ein Verständnis dafür zu bekommen, was sie durchmachen, bis sie bei uns ankommen.

Ablauf

  1. Ratespiel zum Einstieg: Bei den Delayosas (Dauer: 10 Minuten)
  2. Übung: Mit leeren Händen (Dauer: 15 Minuten)
  3. Austausch zur Übung (Dauer: 20 Minuten)
  4. Ideensammlung: Was wir tun können (Dauer: 10 Minuten)
  5. Gebet (Dauer: 3 Minuten)

Detaillierter Ablauf

1. Ratespiel zum Einstieg: Bei den Delayosas

Stimmt euch mit dem Ratespiel „Bei den Delayosas“ in die Gruppe ein, dessen Anleitung ihr auf miniboerse-online.de findet. Drei Freiwillige aus eurer Gruppe müssen in diesem Spiel die Sprachgewohnheiten der Volksgruppe der Delayosas durchschauen. Sie wird vom Rest der Gruppe dargestellt.

2. Übung: Mit leeren Händen

» Seit einigen Monaten kommen viele Flüchtlinge in unser Land und suchen Schutz und eine bessere Zukunft bei uns. Ihr bekommt das im Fernsehen mit, vielleicht habt ihr schon Flüchtlinge in der Schule oder auf der Straße getroffen. Tag für Tag kommen viele Menschen in unser Land, denen es vielleicht manchmal so geht wie euch Freiwilligen in unserem Spiel: Sie verstehen erst einmal gar nichts, weil sie unsere Sprache nicht sprechen und unsere Umgangsformen nicht kennen. Bevor sie in unseren Erstaufnahmestellen ankommen, haben die Flüchtlinge oft schon Unvorstellbares durchgemacht. In der folgenden Übung habt ihr die Möglichkeit, ein wenig nachzuspüren, wie es sein muss, wenn man auf der Flucht fast alles verliert. »

Lies den Minis folgenden Text vor.

Stell dir vor, du lebst mit deinen Eltern in Syrien. Ihr hattet bisher Glück und habt vom Bürgerkrieg nicht viel mitbekommen. Aber auch euch geht es schlecht: Dein Papa hat keine Arbeit mehr und auf dem Markt gibt es nicht mehr viel zu kaufen. Ihr könnt euch fast keine Lebensmittel mehr leisten, Strom gibt es auch nicht mehr und Feuerholz ist teuer. Die Schule hat schon lange geschlossen, von deinen Freunden wohnen nur noch ganz wenige in deinem Dorf.

Eines Tages ruft dein Papa euch zu sich und erzählt euch, dass ihr fliehen werdet. Die Kämpfe rücken immer näher und ihr seid nicht mehr sicher. Alles muss schnell gehen. Ein Onkel von dir wartet mit seinem alten Auto vor eurer Tür und will euch an die Grenze bringen.

Teile den Minis Stifte und jeweils fünf Zettel aus. Ihre Aufgabe ist es, auf die Zettel zu schreiben, welche fünf Dinge sie mitnehmen würden. Für mehr ist kein Platz im Auto. Lies danach weiter.

Ihr kommt nicht weit. Schon nach wenigen Kilometern erreicht ihr einen Posten der Armee. Ihr könnt nur weiterfahren, weil dein Papa dem Soldaten von eurem Geld gibt. Ihr wisst jetzt aber nicht mehr, ob ihr den Schleuser bezahlen könnt, der euch von der Grenze nach Europa bringen soll.

An der Grenze angekommen sucht ihr einen Schleuser, der euch nach Europa bringt. Ihr steht viele Stunden, du hast Hunger und Durst. Aber eure Vorräte sind jetzt schon aufgebraucht. Als ihr endlich auf einen Schleuser trefft, ist sein Preis viel zu hoch für euch. Dein Papa verhandelt mit ihm. Der Schleuser nimmt euch mit, dazu musst du aber zwei deiner Gegenstände verkaufen.

Bitte die Minis nun, zwei ihrer Zettel abzugeben. Lege sie in die Mitte. Wenn deine Minis auf einem ihrer Zettel „Geld“ stehen haben, müssen sie zusätzlich zu den zwei Gegenständen auch diesen Zettel abgeben. Lies danach weiter.

Ihr werdet zusammen mit vielen anderen Flüchtlingen in den Laderaum eines Lkws gepfercht. Drinnen ist es eng und stickig. Trotzdem nickst du irgendwann ein. Als du wieder aufwachst, merkst du, dass dir etwas gestohlen wurde.

Die Minis wählen einen der noch vorhandenen Zettel nach Zufall aus und legen diesen in die Mitte. Lies danach weiter.

Ihr fahrt viele Stunden ohne Pause. Auf einmal stoppt der Lkw. Leider seid ihr noch nicht da, sondern der Lkw hat eine Panne. Ihr steht wieder viele Stunden. Dann macht ihr euch zu Fuß auf den Weg. Als ihr es vor Hunger und Durst fast nicht mehr aushaltet, versucht ihr, etwas zu kaufen. Die Menschen aber sind nicht sehr freundlich zu euch. Sie geben sich auch keine Mühe, langsam mit euch zu sprechen. Du musst einen weiteren Gegenstand gegen etwas Essbares eintauschen.

Die Minis geben erneut einen Zettel ab. Lies danach weiter. Ihr lauft weiter. Zwar habt ihr wieder Vorräte, aber ihr wisst, dass ihr viel zu viel dafür bezahlt habt. Nach vielen Tagen Fußmarsch durch Regen, Matsch, Kälte, nach vielen Stunden sehen und nicht wissen, wie es weitergeht, kommt ihr in Deutschland an. Der Ort, an dem ihr untergebracht werdet, ist nicht schön, aber immerhin habt ihr wieder ein Dach über dem Kopf und könnt euch ausruhen. Du bist erleichtert, schaust aber auch bang in die Zukunft in diesem fremden Land.

Halte einen Moment der Stille.

 

3. Austausch zur Übung

Bitte die Minis zu sagen, was sie bewegt. Dabei können sie erzählen, wie es für sie war, die Gegenstände abzugeben. Sie können benennen, was für sie am schlimmsten an dieser Erlebnisgeschichte war. Sie können sich gegenseitig vorstellen, welcher Gegenstand ihnen vielleicht noch verblieben ist.

4. Ideensammlung: Was wir tun können

Leite über mit der Frage, ob ihr als Minigruppe etwas für Flüchtlinge tun wollt. Wenn die Minis das wollen, sammelt gemeinsam Ideen. Schreib die Ideen auf ein großes Plakat. Je nach Menge, bitte die Minis, die Ideen zu bewerten. Jede und jeder darf mit einem Stift bis zu drei Kreuze hinter einzelne Vorschläge auf das Plakat machen. Ihr zählt die Anzahl der Kreuze und du schreibst diese hinter die Vorschläge.

Mach deinen Minis folgenden Vorschlag: Du nimmst die drei am meisten gewählten Vorschläge mit und überlegst, welcher dieser Vorschläge wie umgesetzt werden kann. Weise die Minis darauf hin, dass je nach Vorschlag wichtig ist, Unterstützung durch hauptberufliche Mitarbeitende oder Beratung durch Flüchtlingssozialarbeiter zu bekommen. Auch ist es in manchen Fällen sinnvoll, sich in bereits bestehende Initiativen einzuklinken.

5. Gebet zum Abschluss

Sprich zum Abschluss folgendes Gebet:

Guter Gott,

Millionen von Menschen leiden

weltweit unter Hunger und Gewalt.

Auch im Moment sind Hunderttausende auf der Flucht

und auf der Suche nach einem Leben mit Zukunft.

Berühre in deinem Geist die Herzen der Mächtigen.

Damit diese sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen.

Berühre in deinem Geist die Herzen der flüchtenden Menschen.

Damit diese ihre Hoffnung in aller Aussichtslosigkeit nicht verlieren.

Berühre in deinem Geist unsere Herzen und die Herzen der Menschen in Deutschland.

Damit wir nicht müde werden,

nach Möglichkeiten für eine gute Zukunft der Flüchtlinge in unserem Land zu suchen.

Dazu segne uns der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. 

Amen.

Vorbereitung

Stelle einen Stuhlkreis und lege in der Mitte Stifte und Zettel bereit.